Trumps Zollpolitik trifft Deutschland mit voller Wucht, während unsere Wirtschaft vor einem historischen dritten Jahr ohne Wachstum steht. Die EU plant knallharte Gegenmaßnahmen im Wert von 95 Milliarden Euro, aber unsere Exporte werden 2025 trotzdem um 2,2% einbrechen.

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer besorgniserregenden Realität: Stagnation statt Wachstum ist für 2025 zu erwarten. Tatsächlich hat die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose für das kommende Jahr nach unten korrigiert und erwartet nun null Prozent Wachstum anstatt der zuvor prognostizierten 0,3 Prozent. Wir sehen uns mit der alarmierenden Situation konfrontiert, dass Deutschland als einzige G7-Wirtschaft in den letzten zwei Jahren kein Wachstum verzeichnen konnte.
Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten für Deutschland werden zunehmend von den Handelsstreitigkeiten mit den USA überschattet. Die Trump-Administration hat bereits einen Zoll von 25% auf US-Importe von Stahl, Aluminium und Autos verhängt, zusammen mit einem Basiszoll von 10% für fast alle Länder. Darüber hinaus könnte dieser Zoll für die EU auf kombinierte 20% steigen, wenn die Verhandlungen scheitern. Diese protektionistischen Maßnahmen könnten unsere exportorientierte Wirtschaft besonders hart treffen - die Prognosen für 2025 zeigen einen erwarteten Rückgang der deutschen Exporte um 2,2%, nachdem sie bereits 2024 um 1,1% gesunken sind. Besonders beunruhigend ist die Aussicht, dass Deutschland ein historisches erstes Mal vor einem dritten aufeinanderfolgenden Jahr ohne Wirtschaftswachstum stehen könnte.
Deutschland fordert Lösung im Handelsstreit mit den USA
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil fordert nachdrücklich ein Ende des von den USA ausgelösten Handelskonflikts. "Die aktuellen Handelsstreitigkeiten sollten zum Wohle aller schnellstmöglich beigelegt werden. Zölle und Unsicherheiten belasten unsere Wirtschaft und damit auch die Sicherheit von Arbeitsplätzen", betonte der SPD-Politiker vor dem G7-Treffen in Kanada. Dies kommt zu einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft bereits stark unter Druck steht.
Die von US-Präsident Trump verhängten Einfuhrzölle von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium sind bereits in Kraft getreten. Besonders besorgniserregend ist, dass rund 10 Prozent aller Stahl- und 15 Prozent aller Aluminiumimporte in die USA aus der EU kommen. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft stellt dies eine erhebliche Belastung dar, da die USA laut Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie sind.
Die Europäische Kommission bereitet deshalb weitere Sonderzölle auf US-Exporte im Wert von bis zu 95 Milliarden Euro vor. Diese könnten auf Industrie- und Agrarprodukte wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey erhoben werden, sollten die Verhandlungen mit Washington scheitern. Parallel dazu plant die EU-Kommission, die USA wegen der Zölle bei der Welthandelsorganisation (WTO) zu verklagen.
Der Handelskonflikt hat bereits zu einem Umdenken in deutschen Unternehmen geführt. Nach einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte unter 200 Finanzvorständen deutscher Unternehmen planen diese zunehmend, wieder mehr in Deutschland zu investieren. Vor Trumps Zolloffensive wollten etwa 73 Prozent der befragten Finanzvorstände ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland setzen, danach stieg dieser Anteil auf 80 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil der Unternehmen, die ihren Investitionsschwerpunkt in Nordamerika sehen, von 25 auf 19 Prozent.
"Deutschland und Europa strecken den USA weiterhin die Hand aus und wollen eine gemeinsame Lösung. Zugleich sind wir als größter Binnenmarkt der Welt entschlossen, unsere Interessen zu vertreten", verdeutlicht Klingbeil die Position Deutschlands. Gemeinsam mit der EU-Kommission arbeitet er an einer konstruktiven Lösung, die er beim G7-Treffen vorantreiben will.
EU bereitet sich auf Verhandlungen und Gegenmaßnahmen vor
Die Europäische Kommission bereitet umfangreiche Gegenmaßnahmen vor, falls die Verhandlungen mit den USA scheitern sollten. Konkret plant die EU Sonderzölle auf US-Exporte im Wert von bis zu 95 Milliarden Euro. Diese könnten auf eine breite Palette von Industrie- und Agrarerzeugnissen wie Autos, Süßkartoffeln und Whiskey erhoben werden. Darüber hinaus erwägt Brüssel EU-Ausfuhrbeschränkungen für bestimmte Produkte wie Stahlschrott und chemische Erzeugnisse im Wert von 4,4 Milliarden Euro.
Um einen drohenden Zoll von 20 Prozent auf ihre transatlantischen Exporte zu vermeiden, hat die Europäische Union zugestimmt, die Handelsgespräche mit den USA zu "intensivieren". EU-Kommissar Maros Sefcovic gab bekannt, dass er und sein US-Amtskollege Howard Lutnick sich "sehr bald" treffen würden. Allerdings verengt sich das Zeitfenster für ein Abkommen zunehmend, da die 90-tägige Pause der von Trump angedrohten höheren Zölle am 8. Juli endet.
Nach den Worten von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen arbeiten die EU-Mitgliedsstaaten bereits an einem "neuen Paket" von Gegenmaßnahmen, "um unsere Interessen und unsere Unternehmen zu schützen, falls die Verhandlungen scheitern". Gleichzeitig betont von der Leyen die anhaltende Bereitschaft zu weiteren Gesprächen und verweist auf die Bedeutung der transatlantischen Handelspartnerschaft mit einem jährlichen Umfang von rund 1500 Milliarden Dollar.
Die Situation ist durchaus ernst: Nach Angaben von Sefcovic betreffen die neuen US-Zölle derzeit 70 Prozent der europäischen Exporte. Sollten weitere Branchen hinzukommen, könnten es sogar 97 Prozent werden. Trotzdem zeigt sich Österreichs Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer kämpferisch: "Eine Vereinbarung mit den USA ist wichtig und möglich, aber nicht zu jedem Preis." Er warnt zudem, dass die bisherigen Abkommen mit Großbritannien und China "keine fairen Ergebnisse" seien, sondern "ausschließlich zugunsten der USA" gingen.
Parallel zu den Verhandlungen plant die EU-Kommission, die USA wegen der Zölle bei der Welthandelsorganisation (WTO) zu verklagen. Die EU sieht die US-Zölle als nicht gerechtfertigt und unvereinbar mit den WTO-Regeln an und will mit diesem Schritt bekräftigen, dass international vereinbarte Regeln nicht einseitig missachtet werden können.
G7-Gipfel setzt Zeichen für Ukraine und globale Stabilität
Während sich die Handelsspannungen mit den USA intensivieren, setzt der aktuelle G7-Gipfel ein starkes Zeichen für die Ukraine und die globale Stabilität. Die sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte haben ihre unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine bekräftigt und versichert, diese "so lange wie nötig" fortzusetzen. Darüber hinaus wurde ein historischer Beschluss gefasst, der Ukraine einen Kredit in Höhe von bis zu 50 Milliarden Euro zu ermöglichen, der durch Zinserträge aus eingefrorenem russischen Staatsvermögen finanziert wird.
Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete diese Entscheidung als "historischen Schritt" und klares Signal an den russischen Präsidenten Wladimir Putin. "Damit ist die Grundlage geschaffen, dass die Ukraine in der nächsten Zeit all das beschaffen kann, was sie beschaffen muss an Waffen, aber auch an Investitionen in den Wiederaufbau oder in die Energieinfrastruktur", betonte Scholz. Trotz der eigenen wirtschaftlichen Herausforderungen bleibt Deutschland ein wichtiger Unterstützer der Ukraine und hat seit Kriegsbeginn gemeinsam mit anderen G7-Staaten Finanzhilfen von insgesamt 37 Milliarden Euro bereitgestellt.
Ein Schwerpunkt der G7-Unterstützung liegt auf dem Wiederaufbau der zerstörten ukrainischen Infrastruktur. Auf Initiative der deutschen G7-Präsidentschaft wurde bereits 2022 eine internationale Geberplattform eingerichtet. Dementsprechend wurde auch die Bedeutung privater Investitionen für den Wiederaufbau betont – ein Punkt, den Bundesfinanzminister Lars Klingbeil beim aktuellen G7-Finanzministertreffen in Kanada besonders hervorhebt.
Zugleich haben die G7-Staaten weitere wirtschaftliche Maßnahmen gegen Russland beschlossen, darunter ein Importverbot für russisches Gold, das nach Energie das zweitwichtigste Exportgut Russlands ist. Auch eine Preisobergrenze für russisches Öl soll verhindern, dass Russland von Preisanstiegen auf dem Energiemarkt profitiert.
Die geschlossene Haltung der G7 sendet ein deutliches Signal gegen Russlands Aggression. "Uns eint der Blick auf die Welt, uns eint auch der Glaube an die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit", betonte Scholz. Dennoch schlagen sich die geopolitischen Herausforderungen auch in den Wirtschaftsprognosen für Deutschland nieder, was die Dringlichkeit einer stabilen internationalen Ordnung für die deutsche Wirtschaft unterstreicht.
Schlussfolgerung
Zusammenfassend steht die deutsche Wirtschaft vor beispiellosen Herausforderungen. Während wir als einzige G7-Nation seit zwei Jahren kein Wachstum verzeichnen konnten, droht nun ein drittes Jahr der Stagnation. Die von der Trump-Administration verhängten Zölle von 25% auf Stahl, Aluminium und Autos belasten unsere exportorientierte Wirtschaft erheblich. Besonders besorgniserregend erscheinen die Prognosen für 2025, die einen Rückgang der deutschen Exporte um 2,2% vorhersagen, nachdem diese bereits 2024 um 1,1% gesunken sind.
Gleichwohl bleibt Deutschland diplomatisch und lösungsorientiert. Bundesfinanzminister Klingbeil und die EU-Kommission arbeiten unermüdlich an Verhandlungslösungen mit den USA, um den Handelskonflikt beizulegen. Andererseits bereitet sich die EU auf alle Eventualitäten vor – mit geplanten Gegenmaßnahmen im Wert von bis zu 95 Milliarden Euro, sollten die Gespräche scheitern. Diese Doppelstrategie zeigt unsere Entschlossenheit: Wir strecken die Hand aus, schützen jedoch gleichzeitig unsere wirtschaftlichen Interessen.
Trotz dieser wirtschaftlichen Belastungen beweist Deutschland beim G7-Gipfel internationale Solidarität und Führungsstärke. Die historische Entscheidung, der Ukraine einen Kredit von bis zu 50 Milliarden Euro zu ermöglichen, unterstreicht unser Engagement für globale Stabilität und demokratische Werte. Dadurch wird deutlich, dass wir selbst in wirtschaftlich angespannten Zeiten unserer internationalen Verantwortung gerecht werden.
Abschließend steht Deutschland vor der komplexen Aufgabe, einerseits die eigene Wirtschaft zu stärken und andererseits internationale Verpflichtungen zu erfüllen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein – sowohl für die Beilegung des Handelskonflikts mit den USA als auch für die wirtschaftliche Erholung Deutschlands. Wir müssen daher beharrlich an konstruktiven Lösungen arbeiten, um unsere Position in der globalen Wirtschaft zu sichern und gleichzeitig unsere Werte zu verteidigen.